Einfache Widerstandsnetzwerke

 

Elektrische Netzwerke setzen sich häufig aus einfacheren Teilschaltungen zusammen. Oft ist es hilfreich, diese Teilschaltungen zu identifizieren, zu vereinfachen und anschließend zur Gesamtschaltung zusammenzufassen. Solche Zusammenfassungen von Bauelementen sind grundsätzlich zulässig, sofern sich das Klemmverhalten, also das Verhalten zwischen Strom und Spannung zwischen den Anschlusspunkten, nicht ändert.

Lernziele: Einfache Widerstandsnetzwerke

Die Studierenden können

  • Teilschaltungen in gleichstromnetzwerken identifizieren
  • Widerstandsnetzwerke vereinfachen und zusammenfassen
  • Kurzschluss- sowie Leerlaufdaten bestimmen
  • Überlagerungsverfahren anwenden

1 Reihenschaltung von Widerständen

In einer Reihenschaltung werden alle Bauelemente vom gleichen Strom \(I\) durchflossen (siehe Abbildung 1).

RRUUUI12120

Abbildung 1: Reihenschaltung von zwei Widerständen und einer Spannungsquelle

Das Anwenden der Maschenregel (hier: Umlaufrichtung gegen den Uhrzeigersinn) führt zu folgender Maschengleichnung:

\begin {equation*} U_0 - U_1 - U_2 =0 \end {equation*}

Mit Hilfe des Ohmschen Gesetzes können die Teilspannungen \(U_1\) und \(U_2\) als Produkt aus Stromstärke und Widerstand dargestellt werden:

\begin {equation*} U_0 - R_1 \cdot I - R_2 \cdot I = 0 \end {equation*} \begin {equation*} U_0 - (R_1+R_2) \cdot I = 0 \end {equation*}

Die Widerstände \(R_1\) und \(R_2\) lassen sich in diesem Beispiel durch Addition ihrer Widerstandswerte zu \(R_1 + R_2 = R_\mathrm {ges}\) zusammenfassen (Abbildung 2).

RUUI
 g0geess

Abbildung 2: Zusammenfassen von \(R_1\) und \(R_2\) zu \(R_\mathrm {ges}\)

Allgemein lässt sich die Gesamtspannung \(U_\mathrm {ges}\) nach diesem Prinzip folgendermaßen zusammenfassen:

\begin {equation} U_\mathrm {ges} = \sum _{k=1}^{n} U_k = \sum _{k=1}^{n} R_k \cdot I = R_\mathrm {ges} \cdot I \label {eq:gesamtwiderstand} \end {equation}

Ein Koeffizientenvergleich der letzten beiden Terme von Gleichung 1 liefert das allgemeingültige Ergebnis, um Widerstände in einer Reihenschaltung zusammenzufassen:

Merke: Gesamtwiderstand einer Reihenschaltung

\begin {equation} R_\mathrm {ges} = \sum _{k=1}^{n} R_k \end {equation}

Betrachtet man statt der Widerstandswerte \(R\) die Leitwerte \(G = 1/R\) der Widerstände, ergibt sich für den Gesamtleitwert einer Reihenschaltung:

Merke: Gesamtleitwert einer Reihenschaltung

\begin {equation} \frac {1}{G_\mathrm {ges}} = \sum _{k=1}^{n} \frac {1}{G_k} \end {equation}

2 Parallelschaltung von Widerständen

In einer Parallelschaltung von Widerständen liegt an allen Bauelementen die selbe Spannung an (siehe Abbildung 3):

RRIIIUUU
 12001212

Abbildung 3: Parallelschaltung von zwei Widerständen und einer Spannungsquelle

\begin {equation*} U_\mathrm {1} = U_\mathrm {2} = U_0 \end {equation*}

Durch das Anwenden der Knotenregel lässt sich zeigen, dass sich der Gesamtrom \(I_0\) vor den Widerständen in die Teilströme \(I_1\) und \(I_2\) aufteilt:

\begin {equation} I_0 - I_1 - I_2 = 0 \label {eq:gesamtwiderstand2} \end {equation}

Wie bei der Reihenschaltung im Kapitel 4.1 ist es auch bei der Parallelschaltung von Widerständen häufig von Vorteil, diese zu einem Gesamtwiderstand \(R_\mathrm {ges}\) zusammenzufassen (siehe Abbildung 4):

RIUIU
 0000ges

Abbildung 4: Zusammenfassung der parallel geschalteten Widerstände \(R_1\) und \(R_2\) aus Abbildung 3 zu \(R_\mathrm {ges}\)

Mit Hilfe des Ohmschen Gesetzes können die unbekannten Teilströme \(I_1\) und \(I_2\) aus der Knotenregel (Gleichung 4) quantifiziert werden:

\begin {equation*} I_1 = \frac {U_0}{R_1}, \quad I_2 = \frac {U_0}{R_2} \end {equation*}

Eingesetzt in Gleichung 4 ergibt sich:

\begin {equation*} I_0 - \frac {U_0}{R_1} - \frac {U_0}{R_2} = 0 \end {equation*}

\begin {equation*} I_0 - \bigg ( \frac {1}{R_1}+\frac {1}{R_2} \bigg ) \cdot U_0 = 0 \end {equation*}

\begin {equation*} \rightarrow I_0 = U_0 \cdot \bigg ( \frac {1}{R_1}+\frac {1}{R_2} \bigg ) \end {equation*}

Ein Koeffizientenvergleich mit dem auf Abbildung 4 angewandten Ohmschen Gesetz ( \(I_0 = U_0 \cdot \frac {1}{R_\mathrm {ges}}\))

liefert für \(R_\mathrm {ges}\) im gezeigten Fall von zwei parallel geschalteten WIderständen:

\begin {equation*} \frac {1}{R_\mathrm {ges}} = \frac {1}{R_1}+\frac {1}{R_2} \end {equation*}

Das Ausmultiplizieren dieses Ausdrucks ergibt die in Rechnungen häufig genutzte Form:

\begin {equation} R_\mathrm {ges} = \frac {R_1\cdot R_2}{R_1 + R_2} \label {eq:r2parallel} \end {equation}

Der Gesamtwiderstand einer Parallelschaltung aus beliebig vielen Widerständen lässt sich mit Hilfe der allgemeinen Formel für Parallelschaltungen ermitteln:

Merke: Gesamtwiederstand einer Parallelschaltung

\begin {equation} \frac {1}{R_\mathrm {ges}} = \sum _{k=1}^{n} \frac {1}{R_k} \label {eq:rparallel} \end {equation}

Da der elektrische Leitwert durch den Kehrwert des Widerstandes \(G=1/R\) beschrieben wird, ist der Gesamtleitwert einer Parallelschaltung von Widerständen oft leichter zu berechnen:

Merke: Gesamtleitwert einer Parallelschaltung

\begin {equation} G_\mathrm {ges} = \sum _{k=1}^{n} G_k \end {equation}

Beispiel 1: Parallelschaltung von Widerständen

Die drei Widerstände \(R_1 = 1 \, \mathrm {k}\Omega \), \(R_2 = 10 \, \mathrm {k}\Omega \), \(R_3 = 100 \, \mathrm {k}\Omega \) werden wie in folgender Abbildung gezeigt parallel geschaltet. Wie groß ist der Gesamtwiderstand \(R_\mathrm {ges}\) dieser Parallelschaltung?

RRRUI0I1I2I3123

Aufstellen der Gleichung für \(R_\mathrm {ges}\) nach Gleichung 6:

\begin {equation*} R_\mathrm {ges} = \frac {1}{\sum _{n} \frac {1}{R_n}} = \frac {1}{\frac {1}{R_1} + \frac {1}{R_2}+ \frac {1}{R_3}} \end {equation*}

Einsetzen der Zahlenwerte und Lösung mittels Taschenrechner:

\begin {equation*} R_\mathrm {ges} = \frac {1}{\frac {1}{1\cdot 10^3 \, \Omega } + \frac {1}{10\cdot 10^3 \, \Omega } + \frac {1}{100 \cdot 10^3 \, \Omega }} \end {equation*}

\begin {equation*} \rightarrow R_\mathrm {ges} = 900,9 \, \Omega \end {equation*}

3 Spannungsteiler an Widerständen

Ein Anwendungsfall der Reihenschaltung von zwei Widerständen ist der Spannungsteiler. Er wird genutzt, um eine Eingangsspannung \(U_0\) in zwei kleinere Teilspannungen aufzuteilen, und so eine genau definierte Ausgangsspannung \(U_2\) bereitzustellen.

3.1 Der unbelastete Spannungsteiler

Zunächst sei der in Abbildung 5 dargestellte Spannungsteiler unbelastet, d.h. es ist kein Lastwiderstand an den offenen Klemmen angeschlossen. Alle Bauelemente werden vom gleichen Strom \(I\) durchflossen:

RRUUUI21120

Abbildung 5: Unbelasteter Spannungsteiler

\begin {equation*} I = \frac {U_1}{R_1} = \frac {U_2}{R_2} \end {equation*}

Durch Zusammenfassen der Reihenschaltung aus Widerständen ergibt sich:

\begin {equation*} I = \frac {U_0}{R_1+R_2} \end {equation*}

Durch Gleichsetzen der beiden Spannungsterme ergibt sich die Verhältnisgleichung:

\begin {equation*} \frac {U_2}{R_2} = \frac {U_0}{R_1+R_2} \end {equation*}

Isolieren der Ausgangsspannung auf der linken Seite des Gleichheitsszeichens führt letztendlich zur allgemeine Gleichung für den unbelasteten Spannungsteiler:

Merke: Unbelasteter Spannungsteiler

\begin {equation} U_2 = U_0 \cdot \frac {R_2}{R_1+R_2} \end {equation}

Beispiel 2: Unbelasteter Spannungsteiler

Eine Eingangsspannung von \(U_0 = 24\) V soll mit einem Spannungsteiler auf \(U_2 = 6\) V reduziert werden. Wie ist das Verhältnis der Widerstände von \(R_2\) zu \(R_1\) zu wählen? Wie groß sind die Widerstände \(R_1\) und \(R_2\) zu wählen, wenn der Gesamtstrom \(I = 10\) mA betragen soll?

\begin {equation*} \frac {U_2}{U_0} = \frac {6 \, \mathrm {V}}{24 \, \mathrm {V}} = 0,25 = \frac {R_2}{R_1+R_2} \end {equation*}

\begin {equation*} \rightarrow R_2 = 0.25 (R_1+R_2) \end {equation*}

\begin {equation*} 0.75 \, R_2 = 0.25 \, R_1 \end {equation*}

\begin {equation*} R_1 = 3 \, R_2 \end {equation*}

Der Widerstand \(R_1\) muss also drei mal so groß wie der Widerstand \(R_2\) gewählt werden.

\begin {equation*} I = \frac {U_2}{R_2} \rightarrow R_2 = \frac {U_2}{I} = \frac {5 \, \mathrm {V}}{0.01 \mathrm {A}} = 500 \, \Omega \end {equation*}

\begin {equation*} R_1 = 3 \cdot R_2 = 3 \cdot 500 \, \Omega = 1500 \, \Omega \end {equation*}

3.2 Der belastete Spannungsteiler

Wird die Ausgangsseite des Spannungsteilers wie in Abbildung 6 belastet, also beispielsweise ein Lastwiderstand \(R_\mathrm {L}\) hinzugefügt, so ergibt sich - von der Spannungsquelle aus gesehen - eine Parallelschaltung der Widerstände \(R_2\) und \(R_\mathrm {L}\).

Wird der Ersatzwiderstand \(R_\mathrm {neu}\) dieser Parallelschaltung über \(\frac {1}{R_\mathrm {neu}} = \frac {1}{R_2} + \frac {1}{R_\mathrm {L}}\) ermittelt, ändert sich das Verhältnis der Widerstände des Spannungsteilers, und folglich auch die Ausgangsspannung. Diese Änderung muss bei der Auslegung eines belasteten Spannungsteilers mit beachtet werden.

RRUUIRU2110L2

Abbildung 6: Mit dem Widerstand \(R_\mathrm {L}\) belasteter Spannungsteiler

Beispiel 3: Belasteter Spannungsteiler

Ein Spannungsteiler soll eine Eingangsspannung von \(U_0 = 20\) V auf die Ausgangsspannung von \(U_2 = 5\) V reduzieren. Der Spannungsteiler wird mit \(R_\mathrm {L} = 200 \, \Omega \) belastet. Vorgegeben ist der Widerstand \(R_1 = 300 \, \Omega \).

Wie groß muss \(R_2\) dimensioniert werden, um die gewünschte Ausgangsspannung zu erreichen?


Zunächst muss der benötigte Gesamtwert \(R_\mathrm {neu}\) der Parallelschaltung aus \(R_\mathrm {L}\) und \(R_2\) berechnet werden:

\begin {equation*} U_2 = U_0 \cdot \frac {R_\mathrm {neu}}{R_1+R_\mathrm {neu}} \end {equation*}

\begin {equation*} R_\mathrm {neu} = \frac {5 \, \mathrm {V}}{20 \, \mathrm {V}} \cdot (R_1 + R_\mathrm {neu}) \end {equation*}

\begin {equation*} 0.75 \cdot R_\mathrm {neu} = 0.25 \cdot R_1 = 75 \, \Omega \end {equation*}

\begin {equation*} \rightarrow R_\mathrm {neu} = 100 \, \Omega \end {equation*}

Der Widerstand \(R_1\) ist mit Hilfe der Formel für Parallelschaltungen zu berechnen:

\begin {equation*} 100 \, \Omega = \frac {R_\mathrm {L} \cdot R_2}{R_\mathrm {L} + R_2} = \frac {200 \, \Omega \cdot R_2}{200 \, \Omega + R_2} \end {equation*}

\begin {equation} R_2 \cdot \frac {200 \, \Omega }{100 \, \Omega } = 2 \cdot R_2 = 200 \, \Omega + R_2 \end {equation}

\begin {equation*} \rightarrow R_2 = 200 \, \Omega \end {equation*}

4 Stromteiler in Widerstandsnetzwerken

Eine wie in Abbildung 4 dargestellte Parallelschaltung von zwei Widerständen teilt einen in eine Schaltung fließenden Strom \(I_0\) in zwei Teilströme \(I_1\) sowie \(I_2\). Eine solche Schaltung wird als Stromteiler bezeichnet.

RRIIIUUU
 12000012

Abbildung 7: Stromteiler der Stromstärke \(I_0\) in die Teilstromstärken \(I_1\) und \(I_2\), bestehend aus den parallel geschalteten Widerständen \(R_1\) und \(R_2\)

An allen Bauelementen dieser Schaltung liegt die identische Ausgangsspannung \(U_0\) an. Mit Hilfe des Ohmschen Gesetzes lässt sich diese Spannung über den Widerständen \(R_1\) und \(R_2\) auch als Produkt von Widerstandswert und der Stromstärke umschreiben:

\begin {equation*} U_0 = I_1 \cdot R_1 = I_2 \cdot R_2 \end {equation*}

Durch das wie in Abbildung 4 beschriebene Zusammenfassen der Widerstände \(R_1\) und \(R_2\) zu \(R_\mathrm {ges}\) lässt sich der Gesamtstrom \(I_0\) in Abhängigkeit der Ausgangsspannung \(U_0\) ermitteln:

\begin {equation*} U_0 = I_0 \cdot R_\mathrm {ges} \end {equation*}

Durch Gleichsetzen der beiden Stromterme ergibt sich folgendes Verhältnis zwischen \(I_0\) und \(I_2\)

\begin {equation*} I_2 \cdot R_2 = I_0 \cdot R_\mathrm {ges} \end {equation*}

Die Parallelschaltung \(R_\mathrm {ges}\) lässt sich wie in Gleichung 5 gezeigt direkt aus den beiden Widerstandswerten \(R_1\) und \(R_2\) errechnen:

\begin {equation*} I_2 \cdot R_2 = I_0 \cdot \frac {R_1 \cdot R_2}{R_1 + R_2} \end {equation*}

Das Kürzen von \(R_2\) resultiert im Teilungsverhältnis der elektrischen Stromstärke am Stromteiler:

Merke: Stromteiler einer Parallelschaltung

\begin {equation} I_2 = I_0 \cdot \frac {R_1}{R1 + R_2} \end {equation}

5 Besondere Betriebszustände aktiver Zweipole

Aktive Zweipole lassen sich zu Ersatzspannungsquellen beziehungsweise Ersatzstromquellen zusammenfassen. Dies kann vor allem zur Vereinfachung von elektrischen Netzwerken dienlich sein.

5.1 Kurzschluss- und Leerlaufversuch an der Ersatzspannungsquelle

Die reale Spannungsquelle

Eine reale Spannungsquelle besteht wie bereits aus Modul 3 Elektrische Bauelemente bekannt aus einer idealen Spannungsquelle \(U_0\) sowie einem Innenwiderstand \(R_\mathrm {i}\).

URUUIiR0i

Abbildung 8: Aus einer idealen Spannungsquelle \(U_0\) und einem Innenwiderstand \(R_\mathrm {i}\) bestehende reale Spannungsquelle
    
URRUUIaiR0i = R⋅I
Abbildung 9: Mit einem Lastwiderstand \(R_\mathrm {a}\) belastete reale Spannungsquelle ..............................

Ist die reale Spannungsquelle unbelastet, also kein Bauteil an den Ausgangsklemmen angeschlossen, fließt kein Strom \(I\)(siehe Abbildung 8).

\begin {equation*} I = 0 \end {equation*}

\begin {equation*} \rightarrow U_\mathrm {Ri} = R_\mathrm {i} \cdot I = 0 \end {equation*}

Da die Spannung über dem Innenwiderstand \(R_\mathrm {i}\) 0 Volt beträgt, gilt für die Klemmspannung \(U\):

\begin {equation*} U = U_0 \end {equation*}

Wird die reale Spannungsquelle wie in Abbildung 9 gezeigt mit einem Widerstand \(R_\mathrm {a}\) belastet, fließt ein Strom \(I > 0\) durch die Leitung.

Folglich fällt an dem Innenwiderstand \(R_\mathrm {i}\) eine Spannung \(U_\mathrm {Ri} = R_\mathrm {i} \cdot I\) ab, und die Klemmspannung beträgt

\begin {equation*} U = U_0 - U_\mathrm {Ri} \end {equation*}

Um den Spannungsabfall innerhalb der Spannungsquelle zu reduzieren, sollte der Innenwiderstand \(R_\mathrm {i}\) möglichst klein gehalten werden:

\begin {equation*} U_0 << I \cdot R_\mathrm {i} \end {equation*}

Die Ersatzspannungsquelle

Jeder aktive Zweipol mit mindestens einer Quelle und beliebig vielen Widerständen kann zu einer Ersatzspannungsquelle (Abbildung 10) zusammengefasst werden. Wie bei einer realen Spannungsquelle genügt die Bestimmung einer idealen Spannungsquelle \(U_0\) sowie eines zusammengefassten Innenwiderstandes \(R_\mathrm {i}\), um die Ersatzspannungsquelle vollständig zu charakterisieren. Sie verfügt nach außen hin über ein vollständig gleichwertiges Klemmverhalten wie die originale Schaltung an ihren zwei Anschlussklemmen.

URRUUIaiR0i = R ⋅I

Abbildung 10: Die Ersatzspannungsquelle (gestrichelter Kasten) verfügt über das gleiche Ersatzschaltbild wie eine reale Spannungsquelle

Wie bei einer belasteten realen Spannungsquelle ist die resultierende Ausgangsspannung \(U\) sowohl vom Innenwiderstand \(R_\mathrm {i}\) als auch vom Belastungsstrom \(I\) abhängig (Abbildung 11):

\begin {equation*} U = U_0 - I \cdot R_\mathrm {i} \end {equation*}

PIC

Abbildung 11: Die an den Klemmen der Ersatzspannungsquelle anliegende Spannung \(U\) in Abhängigkeit von der resultierenden Stromstärke \(I\)

Die zur Charakterisierung notwendigen Parameter \(U_0\) und \(R_\mathrm {i}\) können mit Hilfe von zwei Versuchen ermittelt werden: dem Kurzschlussversuch sowie dem Leerlaufversuch.

Beim Leerlaufversuch werden die beiden Klemmen der Ersatzspannungsquelle offen gelassen (Abbildung 12).

LlavIUeue =efrs=r--u0cUh
     L

Abbildung 12: Ermittlung der Leerlaufspannung \(U_\mathrm {L}\) einer Ersatzspannungsquelle

Da durch die offenen Klemmen der Strom \(I\) durch den Widerstand \(R_\mathrm {i}\) null Ampere beträgt, fällt auch keine Spannung über ihn ab. Die Leerlaufspannung ist also mit der Spannung \(U_0\) identisch:

Merke: Leerlaufspannung einer Ersatzspannungsquelle

\begin {equation*} U_0 = U_\mathrm {L} \end {equation*}

Beim Kurzschlussversuch werden die beiden Klemmen des aktiven Zweipols direkt kurzgeschlossen, sprich eine ideal leitende Verbindung zwischen ihnen hergestellt (Abbildung 13).

KsvIUuche =rlrs=zuuI-scK0sh-

Abbildung 13: Ermittlung des Kurzschlussstromes \(I_\mathrm {K}\) einer Ersatzspannungsquelle

Über dem so erzeugten Kurzschluss kann keine Ausgangsspannung \(U\) anliegen:

\begin {equation*} U = 0 \end {equation*}

Folglich fällt die gesamte von \(U_0\) generierte Spannung am Innenwiderstand \(R_\mathrm {i}\) ab. Dem Ohmschen Gesetz folgend bestimmt dieser damit den Kurzschlussstrom \(I_\mathrm {K}\).

\begin {equation*} U_\mathrm {Ri} = U_\mathrm {L} =R_\mathrm {Ri} \cdot I_\mathrm {K} \end {equation*}

Der Kurzschlussstrom \(I_\mathrm {K}\) beträgt folglich:

\begin {equation*} I_\mathrm {K} = \frac {U_\mathrm {L}}{R_\mathrm {i}} \end {equation*}

Somit kann der Innenwiderstand \(R_\mathrm {i}\) folgendermaßen berechnet werden:

Merke: Innenwiderstand einer Ersatzspannungsquelle

\begin {equation*} R_\mathrm {i} = \frac {U_\mathrm {L}}{I_\mathrm {K}} \end {equation*}

Achtung: \(U_\mathrm {L}\) und \(I_\mathrm {K}\) sind in zwei vollkommen unabhängigen Versuchen bestimmte Größen, die nicht gleichzeitig auftreten. Die Formel sieht also nur wie Ohmsches Gesetz am Widerstand \(R_\mathrm {i}\) aus, ist es aber nicht.

5.2 Kurzschluss- und Leerlaufversuch an der Ersatzstromquelle

Die reale Stromquelle

Auch eine reale Stromquelle besteht aus einer idealen Stromquelle \(U_0\) sowie einem Innenwiderstand \(R_\mathrm {i}\) (siehe Abbildung 14). Dieser ist im Gegensatz zur realen Spannungsquelle jedoch parallel anstatt in Reihe zur Quelle geschaltet.

URRIIIaiR0i > 0

Abbildung 14: Aus einer idealen Stromquelle \(I_0\) und einem Innenwiderstand \(R_\mathrm {i}\) bestehende reale Stromquelle, welche mit einem Widerstand \(R_\mathrm {a}\) belastet ist

Abhängig von der sich einstellenden Ausgangsspannung \(U\) fließt durch den endlichen Innenwiderstand \(R_\mathrm {i}\) der Strom \(I_\mathrm {Ri} = U / R_\mathrm {Ri}\), der Ausgangsstrom \(I\) ergibt sich also zu

Merke: Ausgangsstrom einer realen Stromquelle

\begin {equation*} I = I_0 - \frac {U}{R_\mathrm {i}} \end {equation*}

Um die Reduktion den Ausgangsstroms \(I\) durch den Innenwiderstand zu reduzieren, sollte dieser möglichst groß gewählt werden:

\begin {equation*} I_0 >> \frac {U}{R_\mathrm {i}} \end {equation*}

Die Ersatzstromquelle

Alternativ zur Ersatzspannungsquelle kann ein aktiver Zweipol auch als Ersatzstromquelle dargestellt werden (Abbildung 15). Auch sie kann durch eine ideale Stromquelle \(I_0\) sowie einen zusammengefassten Innenwiderstand \(R_\mathrm {i}\) vollständig charakterisiert werden.

UIRRIIIRaiR0ii = U ∕Ri

Abbildung 15: Die Ersatzstromquelle (gestrichelter Kasten) verfügt über das gleiche Ersatzschaltbild wie eine reale Stromquelle

Analog zur Ersatzspannungsquelle können auch hier die Parameter \(I_0\) sowie \(R_\mathrm {i}\) mit Hilfe des Leerlauf- und Kurzschlussversuchs bestimmt werden.

Beim Leerlaufversuch fließt der gesamte Strom \(I_0\) durch den Innenwiderstand. An den dazu parallel anliegenden Klemmen stellt sich die folgende Leerlaufspannung \(U_\mathrm {L}\) ein:

\begin {equation*} U_\mathrm {L} = R_\mathrm {i} \cdot I_0 \end {equation*}

PIC

Abbildung 16: Die aus der Ersatzstromquelle herausfließende Stromstärke \(I\) in Abhängigkeit der sich einstellenden Spannung \(U\)

Beim Kurzschlussversuch werden die beiden Klemmen der Ersatzstromquelle kurzgeschlossen. Da die Spannung über dem Kurzschluss und somit auch über dem dazu parallelgeschalteten Innenwiderstand null Volt beträgt, fließt durch \(R_\mathrm {i}\) kein Strom.

Der gesamte Strom \(I_0\) fließt also durch den Kurzschluss:

Merke: Kurzschlussstrom einer Ersatzstromquelle

\begin {equation*} I_0 = I_\mathrm {K} \end {equation*}

Mit \(U_\mathrm {L} = R_\mathrm {i} \cdot I_0\) kann nun der Innenwiderstand bestimmt werden:

Merke: Innenwiderstand einer Ersatzstromquelle

\begin {equation*} R_\mathrm {i} = \frac {U_\mathrm {L}}{I_\mathrm {K}} \end {equation*}

5.3 Umwandlung von Spannungs- und Stromquellen

Bei der Netzwerkanalyse kann es sinnvoll sein, Stromquellen in Spannungsquellen oder Spannungsquellen in Stromquellen umzuwandeln. Dies funktioniert sowohl für reale Strom- bzw. Spannungsquellen, als auch für Ersatzstrom- bzw. Ersatzspannungsquellen identisch. Dabei bleibt der Wert des Innenwiderstandes \(R_\mathrm {i}\) identisch, seine Position im Ersatzschildbild ändert sich jedoch (siehe Abbildung 5.3)

URRIIIRRUUIaiR0aiR0ii

Abbildung 17: Umwandlung einer Ersatzstromquelle (links) in eine Ersatzspannungsquelle (rechts) und umgekehrt

Die Leerlaufspannung beziehungsweise der Kurzschlussstrom bleiben bei der Umwandlung der Quelle erhalten und werden auf die jeweils andere Quelle umgerechnet.

Achtung: Die Zählpfeile von ineinader umgewandelten Strom- und Spannungsquellen sind entgegengesetzt gerichtet!

Beim Umwandeln einer Stromquelle in eine Spannungsquelle beträgt die Spannung \(U_0\):

Merke: Spannung einer umgewandelten Spannungsquelle

\begin {equation*} U_0 = I_0 \cdot R_\mathrm {i} \end {equation*}

Die Stromstärke \(I_0\) beträgt beim Umwandeln einer Spannungsquelle in eine Stromquelle:

Merke: Strom einer umgewandelten Stromquelle

\begin {equation*} I_0 = \frac {U_0}{R_\mathrm {i}} \end {equation*}

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