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Messen von Strom und Spannung

1 Spannungsmessung im Gleichstromkreis

Die elekrische Spannung, die über einem Bauelement über einer Zusammenschaltung mehrerer Bauelementen abfällt, kann mit Hilfe eines Spannungsmessgerätes (auch Voltmeter genannt) ermittelt werden. Dazu muss das Voltmeter parallel zu diesem Bauelement angebracht werden. Eine Unterbrechung des Stromkreises ist dazu in der Regel nicht notwendig.

Schematische Darstellung einer realen Spannungsquelle, die einen Lastwiderstand Ra speist. Der
Strom I fließt durch den Lastwiderstand. Ein ideales Voltmeter, dargestellt in Blau, ist parallel zu
Ra geschaltet und misst die Spannung Umess über dem Lastwiderstand.

Abbildung 1: Eine reale Spannungsquelle (Kasten links) speist einen Lastwiderstand \(R_\mathrm {a}\). Die darüber abfallende Spannung wird mit einem idealen Voltmeter (blau) gemessen

Merke: Innenwiderstand ideales Voltmeter

Ein ideales Voltmeter (siehe Abbildung 1) besitzt einen unendlich hohen Innenwiderstand.

Folglich fließt kein Strom „am Lastwiderstand vorbei“ durch das Messgerät, und die Spannungsmessung erfolgt vollständig rückwirkungsfrei.

Ein reales Voltmeter besitzt einen endlichen Innenwiderstand \(R_\mathrm {iV}\), welcher parallel zum Voltmeter geschaltet ist (siehe Abbildung 2). Der durch diesen Innenwiderstand fließende Strom verfälscht das Messergebnis, weswegen dieser so hoch wie möglich sein sollte. In modernen, elektronischen Spannungsmessgeräten ist er üblicherweise in der Größenordnung von \(10^6 \, \Omega \) bis \(10^9 \, \Omega \)

Schaltskizze einer realen Spannungsquelle, die einen Lastwiderstand Ra speist. Die über Ra
anliegende Spannung U wird durch ein reales Voltmeter gemessen, das einen endlichen
Innenwiderstand RiV besitzt. Das Voltmeter ist parallel zum Lastwiderstand geschaltet und zeigt
einen zusätzlichen Strom IRiV, der sich zum Laststrom IR addiert. Das Voltmeter und sein
Innenwiderstand sind in Blau hervorgehoben.

Abbildung 2: Messung der Spannung \(U\) über einem Lastwiderstand \(R_\mathrm {a}\) durch ein reales Voltmeter mit endlichem Innenwiderstand \(R_\mathrm {iV}\)

Die um den Messfehler durch den Innenwiderstand \(R_\mathrm {iV}\) korrigierte Spannung \(U_\mathrm {korr}\) lässt sich unter Kenntnis des Innenwiderstandes der Spannungsquelle \(R_\mathrm {i}\) wie folgt berechnen:

\begin {equation*} U_{\mathrm {korr}}= U\cdot \left (1+\frac {R_{\mathrm {i}}||R_{\mathrm {a}}}{R_{\mathrm {iV}}}\right ) \end {equation*}

2 Strommessung im Gleichstromkreis

Die Stromstärke \(I\), welche durch ein Bauelement fließt, lässt sich mit Hilfe eines Strommessgerätes (auch Amperemeter genannt) bestimmen. Im Gegensatz zur Spannungsmessung muss das Amperemeter in Reihe zum Bauelement geschaltet werden. Eine Unterbrechung des Stromkreises ist dazu erforderlich.

Merke: Innenwiderstand ideales Amperemeter

Ein ideales Ampermeter (siehe Abbildung 3) hat keinen Innenwiderstand.

Folglich kann der Strom rückwirkungsfrei durch es hindurchfließen.

Schaltskizze einer realen Spannungsquelle, die einen Lastwiderstand Ra speist. In Reihe zum
Lastwiderstand befindet sich ein ideales Amperemeter, dargestellt als roter Kreis mit der
Beschriftung A. Der Strom I fließt durch das Amperemeter und den Lastwiderstand. Der
durchgezogene rote Pfeil kennzeichnet die Stromrichtung. Das Amperemeter ist in Rot
hervorgehoben.

Abbildung 3: Eine reale Spannungsquelle (Kasten links) speist einen Lastwiderstand \(R_\mathrm {a}\). Der durch den Lastwiderstand fließende Strom \(I\) von einem idealen Amperemeter (rot) gemessen

Ein reales Amperemeter verfügt über einen in Reihe geschalteten Innenwiderstand \(R_\mathrm {iA}\) (Abbildung 4). Auch hier wird das Messergebnis durch diesen Innenwiderstand beeinflusst. Je nach Messbereich liegt dieser bei elektronischen Amperemetern typischerweise im Bereich einiger \(\mu \Omega \) bis weniger \(\mathrm {m} \Omega \).

Schaltskizze einer realen Spannungsquelle, die einen Lastwiderstand Ra speist. In Reihe zum
Lastwiderstand befindet sich ein reales Amperemeter, dargestellt als roter Kreis mit der
Beschriftung A, sowie der rot gezeichnetete Vorwiderstand RiA. Der Strom I fließt durch das
Amperemeter und den Lastwiderstand. Der rote Pfeil kennzeichnet die Stromrichtung.

Abbildung 4: Messung der Stromstärke \(I\) durch einen Lastwiderstand \(R_\mathrm {a}\) durch ein reales Amperemeter mit Innenwiderstand \(R_\mathrm {iA}\) (rot)

Unter Kenntnis der Innenwiderstände lässt sich auch beim Amperemeter der Messfehler herausrechnen. Die korrigierte Stromstärke \(I_\mathrm {korr}\), bei der der Einfluss des Messgerätes herausgerechnet wird, lässt sich mit Hilfe folgender Formel ermitteln:

\begin {equation*} I_{\mathrm {korr}}= I\cdot \left (1+\frac {R_{\mathrm {iA}}}{R_{\mathrm {i}}+R_{\mathrm {a}}}\right ) \end {equation*}

3 Strom- und spannungsrichtiges Messen

Sollen sowohl die Spannung als auch die Stromstärke in einer Schaltung gemessen werden, beeinflussen sich die realen Messgeräte durch ihre Innenwiderstände gegenseitig. Abhängig von der Qualität der zur Verfügung stehenden Messgeräte und der Priorisierung der Messgrößen untereinander wird zwischen stromrichtiger und spannungsrichtiger Messung unterschieden.

3.1 Stromrichtiges Messen

Bei der stromrichtigen Messung (Abbildung 5), welche auch Spannungsfehler-Schaltung genannt wird, wird ein höherer Fokus auf die genaue Bestimmung der Stromstärke gelegt. Bei dieser Schaltung zeigt das Amperemeter den durch den Lastwiderstand fließenden Strom an, das Voltmeter misst jedoch die Summe der Spannungsabfälle von Amperemeter und Lastwiderstand:

\begin {equation*} U_\mathrm {mess} = U + U_\mathrm {Amperemeter} \end {equation*}

Schaltskizze einer stromrichtigen Messschaltung mit einer realen Spannungsquelle. Die Quelle speist
den Lastwiderstand Ra. In Reihe zum Lastwiderstand ist ein Amperemeter A geschaltet, das den
Strom I misst. Parallel zu Lastwiderstand und Amperemeter ist ein Voltmeter V geschaltet, das die
Spannung U über Ra erfasst.

Abbildung 5: Stromrichtige Messchaltung zur Bestimmung der Stromstärke \(I\) sowie der Spannung \(U\) an einem Lastwiderstand \(R_\mathrm {a}\)

Die Spannungsfehlerschaltung bietet sich tendenziell für Schaltungen mit verhätnismäßig hohen Lastwiderständen an. Als Faustregel für den Einsatz dieser Messchaltung dient häufig folgende Ungleichung: \begin {equation*} R_{\mathrm {iA}} \ll R_{\mathrm {a}} \end {equation*}

3.2 Spannungsrichtiges Messen

Im Gegensatz zur stromrichtigen Messchaltung misst das Voltmeter in der spannungsrichtigen Messschaltung die korrekte am Widerstand abfallende Spannung (siehe Abbildung 6). Das Amperemeter hingegen misst den Strom, welcher durch die Parallelschaltung aus Spannungsmesser und Lastwiderstand fließt. Diese Messanordnung ist zu empfehlen, wenn ein höherer Fokus auf die korrekte Messung der Spannung gelegt werden soll, oder für die Widerstände gilt: \begin {equation*} R_{\mathrm {iV}} \gg R_{\mathrm {a}} \end {equation*}

Schaltskizze einer spannungsrichtigen Messschaltung mit einer realen Spannungsquelle. Die Quelle
speist den Lastwiderstand Ra. Parallel zum Lastwiderstand ist ein Voltmeter geschaltet, das die
Spannung misst. In Reihe zu Lastwiderstand und Voltmeter ist ein Amperemeter geschaltet, das
sowohl den Strum durch den Messwiderstand als auch durch das Voltmeter erfasst.

Abbildung 6: Stromrichtige Messchaltung zur Bestimmung der Stromstärke \(I\) sowie der Spannung \(U\) an einem Lastwiderstand \(R_\mathrm {a}\)

Bei unklaren Verhältnissen, ob die stromrichtige oder die spannungsrichtige Messung verwendet werden sollte, kann folgende Faustregel verwendet werden:

Merke: Faustregel für strom-/spannungsrichtiges Messen

  • Stromrichtig: \(R_{\mathrm {a}} > \sqrt {R_{\mathrm {iA}} \cdot R_{\mathrm {iV}}}\)
  • Spannungsrichtig: \(R_{\mathrm {a}} < \sqrt {R_{\mathrm {iA}} \cdot R_{\mathrm {iV}}}\)
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