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Lorentzkraft

Befindet sich in einem Magnetfeld ein Leiter, der mit Strom durchflossen wird, wirkt auf ihn eine Kraft, die senkrecht zum Leiter und dem Magnetfeld steht. Diese Kraft wird Lorentzkraft genannt. Verläuft der Leiter senkrecht zu den magnetischen Feldlinien, ist die Kraft am größten.

Links ist ein C-förmiger Permanentmagnet abgebildet, der in rot (oberer Teil) und grün (unterer
Teil) eingefärbt ist. In der Mitte befindet ein Draht innerhalb des Magnetfeldes des Magneten. Der
Draht ist freischwingentd an zwei Zuleitungen aufgehängt. An den Zuleitungen sind Pfeile
eingezeichnet, die die Richtung des elektrischen Stroms (I) anzeigen. Die Richtung des Stromflusses
bewirkt, dass der freischlingende Leiter innerhalb des Magnetfeldes durch die Lorenzkraft (F) nach
vorn abgelenkt wird. Rechts ist eine Hand dargestellt, deren Mittelfinger in Richtung der
Lorenzkraft zeigt. Der Daumen zeigt in die Richtung, in die der Strom (I) durch den Draht
innerhalb des Magnetfeldes fließt. Der Zeigefinger zeigt nach unten, in die Richtung in die das
Magnetfeld (B) wirkt.

Abbildung 1: Versuchsaufbau zur Lorentzkraft. Ablenkung eines freischwingenden stromdurchflossenen Leiters im Feld eines Permanentmagneten, wodurch sich der Leiter in die Richtung der Kraft bewegt. Die Richtung kann mit der Drei-Finger-Regel der rechten Hand bestimmt werden. Der Daumen orientiert sich dabei an der Richtung des Stromflusses, der Zeigefinger an der Richtung der magnetischen Feldlinien. Der Mittelfinger zeigt dann in die Richtung, in die die Kraft wirkt.

Schrittweise Erklärung zum in Abbildung 1 gezeigten Versuchsaufbau mit einem stromdurchflossenen Leiter im Feld eines Permanentmagneten:

Ein C-förmiger Permanentmagnet
ist zu sehen, dessen
Magnetfeld vom N-Pol
zum S-Pol (von oben nach
unten) verweist. Ein Leiter,
der sich innerhalb des
Magnetfeldes befindet, ist
transparent abgebildet und
wird ignoriert, da er nicht
stromdurchflossen ist.

  • Ein Leiter befindet sich zwischen den Polen eines Hufeisenmagneten.
  • Der Leiter ist hier nicht stromdurchflossen, sodass das Feld des Permanentmagneten einzeln betrachtet werden kann.
  • Die Magnetfeldlinien verlaufen außerhalb des Permanentmagneten vom Nord- zum Südpol und schließen sich innerhalb des Magneten.

Der C-förmige Permanentmagnet
ist transparent abgebildet
und wird nun ignoriert.
Der Leiter, der nun
stromdurchflossen ist bildet
ein Magnetfeld in Richtung
des Uhrzeigersinns um den
Leiter.

  • Nun wird der Leiter stromdurchflossen betrachtet, ohne das Feld des Permanentmagneten zu berücksichtigen.
  • Um den stromdurchflossenen Leiter entsteht ein magnetisches Feld in Abhängikeit der Flussrichtung des Stroms (Rechte-Hand-Regel).

Das Magnetfeld des C-förmigen
Permanentmagneten
und das Magnetfeld des
stromdurchflossenen Leiters
werden zusammen betrachtet.
Das Magnetfeld des Leiters
lenkt das Magnetfeld des
Permanentmagneten in
deren Zusammenspiel
ab, sodass eine Kraft
nach links entsteht, da
die Magnetfeldlinien des
Permanentmagneten
rechts herum um den
stromdurchflossenen Leiter
abgelenkt werden.

  • Das Feld des Permanentmagneten und das magnetische Feld des stromdurchflossenen Leiters werden nun zusammen betrachtet.
  • Beide Felder überlagern sich, sodass auf der Rechten Seite eine Feldverstärkung und links eine Feldschwächung auftritt.
  • Das System versucht diese Feldverzerrung auszugleichen, wodurch eine Kraft auf den Leiter wirkt, die senkrecht zum Leiter und dem Magnetfeld steht (Drei-Finger-Regel).
  • Der Leiter bewegt sich in die Richtung, in die die Kraft wirkt.

Wird die Flussrichtung
des Stromes, der am
Leiter anliegt, umgekehrt,
ändert sich die Richtung
der Kraftwirkung. Der
stromdurchflossene Leiter
wird nach rechts abgelenkt.

  • Hier wird die Flussrichtung des stromdurchflossenen Leiters umgekehrt.
  • Die Lorentzkraft wirkt entsprechend in die umgekehrte Richtung (Drei-Finger-Regel).
  • Der Leiter bewegt sich in die Richtung, in die die Kraft wirkt.

Zur Berechnung der Lorentzkraft kann die vektorielle oder die skalare Darstellung genutzt werden. Bei der vektoriellen Berechnung (Gleichung ??) bewirkt eine bewegte Einheitsladung \(q\) mit der Geschwindigkeit \(\vec {v}\) im Magnetfeld \(\vec {B}\) die Kraft \(\vec {F}\): \begin {align} \vec {F} = q \cdot (\vec {v} \times \vec {B}) \label {GlLorentzkraftvek} \end {align}

Abbildung zur Veranschaulichung
der Lorentzkraft. Sie zeigt einen
C-förmigen Permanentmagnet,
der in rot (oberer Teil) und grün
(unterer Teil) eingefärbt ist. In der
Mitte befindet ein Draht innerhalb
des Magnetfeldes des Magneten.
Der Draht ist freischwingend an
zwei Zuleitungen aufgehängt. Die
Geschwindigkeit V beschreibt den
Stromfluss durch den Leiter.

Bei der skalaren Berechnung entfallen die Vektoren, stattdessen wird der Winkel sin \(\alpha \) im Bezug auf die Geschwindigkeit \(v\) und das Magnetfeld \(B\) in die Rechnung einbezogen. Dabei gilt, dass die Lorentzkraft sowohl zu der Flussdichte, als auch auf der Geschwindigkeit der Ladung senkrecht steht. Der Betrag der Kraft ergibt sich bei geraden Leitern und konstantem Magnetfeld zu: \begin {align} F &= q \cdot v \cdot B \cdot \sin {\alpha }\\ F &=I\cdot \ell \cdot N \cdot B\cdot \sin {\alpha }\label {GlLorentzkraft} \end {align}

Die Gleichung ?? illustriert die skalare Berechung in einem stromdurchflossenen Leiter. \(\ell \) ist die wirksame Leiterlänge mit der Anzahl von \(N\) parallelen Leitern, die mit dem Strom \(I\) durchflossen werden. \(\alpha \) ist der Winkel zwischen dem Leiter und der Richtung der magnetischen Flussdichte \(\vec {B}\). Stehen Leiter und Magnetfeld senkrecht zueinander, entfällt \(\sin {\alpha }\).

Merke: Lorentzkraft

Die Lorentzkraft beschreibt die Kraft, die auf eine bewegte Ladung in einem Magnetfeld wirkt. Fließt die Ladung durch einen Leiter, so wirkt die Lorentzkraft senkrecht sowohl zum Stromfluss als auch zur magnetischen Flussdichte.

Zur Veranschaulichung des Prinzips eines Elektromotors wird eine stromdurchflossene Leiterschleife, die beweglich auf einem drehbar gelagerten Rotor befestigt ist, im Feld eines Permanentmagneten betrachtet:

Ein C-förmiger Permanentmagnet
ist zu sehen, dessen
Magnetfeld vom N-Pol zum
S-Pol (von oben nach unten)
verweist. Eine Leiterschleife,
die sich innerhalb des
Magnetfeldes befindet, ist
transparent abgebildet und
wird ignoriert, da sie nicht
stromdurchflossen ist.

  • Eine Leiterschleife befindet sich auf einem drehbaren Element, dem Rotor, im Magnetfeld eines Hufeisenmagneten.
  • Der Leiter ist hier noch nicht stromdurchflossen, sodass das Feld des Permanentmagneten einzeln betrachtet werden kann.
  • Die Magnetfeldlinien verlaufen außerhalb des Permanentmagneten vom Nord- zum Südpol.

Der C-förmige Permanentmagnet
ist transparent abgebildet
und wird nun ignoriert. Um
die nun stromdurchflossene
Leiterschleife entsteht
ein magnetisches Feld in
Abhängikeit der Flussrichtung.

  • Nun wird die Leiterschleife stromdurchflossen betrachtet, ohne das Feld des Permanentmagneten zu berücksichtigen.
  • Um die stromdurchflossene Leiterschleife entsteht ein magnetisches Feld in Abhängikeit der Flussrichtung des Stroms (Rechte-Hand-Regel).

Das Magnetfeld des C-förmigen
Permanentmagneten
und das Magnetfeld der
stromdurchflossenen
Leiterschleife werden
zusammen betrachtet. Das
Magnetfeld der Leiterschleife
lenkt das Magnetfeld des
Permanentmagneten in
deren Zusammenspiel
ab, sodass eine Kraft
entsteht, die entgegen
des Uhrzeigersinns wirkt.
Dadurch dreht sich die
Leiterschleife entsprechend
gegen den Uhrzeigersinn.

  • Das Feld des Permanentmagneten und das magnetische Feld der stromdurchflossenen Leiterschleife werden nun zusammen betrachtet.
  • Die Lorentzkraft, die je Leiter senkrecht zum Leiter und dem Magnetfeld steht, wirkt auf die Leiterschleife.
  • Die Leiterschleife beginnt sich aufgrund der Lorentzkraft zu drehen.

Wird der Stromfluss in der
Leiterschleife umgekehrt,
kehrt sich die Drehrichtung
der Leiterschleife innerhalb
des Magnetfeldes des
Permanentmagneten um.

  • Hier wird die Flussrichtung des stromdurchflossen Leiters umgekehrt.
  • Entsprechend kehrt sich auch die Polung der stromdurchflossenen Leiterschleife und damit die Drehrichtung der Leiterschleife um (Drei-Finger-Regel).

Beispiel 1: Lorentzkraft

Ein Gleichstrommotor hat im Luftspalt eine magnetische Flussdichte von \(B=0,8\,\mathrm {T}\). Unter den Polen befinden sich insgesamt \(N=400\) Wicklungen, die mit einem Strom von \(I=10\,\mathrm {A}\) durchflossen werden. Die wirksame Leiterlänge ist \(\ell =150\,\mathrm {mm}\).

Berechnen Sie die Kraft \(F\) am Umfang des Ankers. \begin {align*} F & =B\cdot I\cdot \ell \cdot N \\ & =0,8\,\tfrac {\mathrm {Vs}}{\mathrm {m}^2}\cdot 10\,\mathrm {A}\cdot 0,15\,\mathrm {m}\cdot 400 \\ & =480\,\frac {\mathrm {kg}\cdot \mathrm {m}^2\cdot \mathrm {s}\cdot \mathrm {A}\cdot \mathrm {m}}{\mathrm {s}^3\cdot \mathrm {A}\cdot \mathrm {m}^2} = 480\,\mathrm {N} \end {align*}

Zwei parallele Leiter, die von Strom durchflossen werden, üben ebenfalls eine Lorentzkraft aufeinander aus, da jeder stromdurchflossene Leiter um sich herum ein Magnetfeld aufbaut (siehe Abbildung 2). Ist die Stromrichtung in beiden Leitern gleich, entsteht eine Anziehungskraft, bei umgekehrter Stromrichtung wirkt die Kraft abstoßend.

Die Abbildung zeigt zwei unterschiedliche Versuchsaufbauten: Auf der linken Seite sind zwei
parallel von oben nach unten verlaufende Drähte abgebildet, die beide in der gleichen Richtung
stromdurchflossen werden. Daurch entsteht ein Magnetfeld um die Drähte, das eine Krat
verursacht, die die Drähte konkav zusammenzieht. Auf der rechten Seite ist ein fast identischer
Versuchsaufbau abgebildet, jedoch werden hier die Drähte engegengesetzt stromdurchlossen. Dies
erzeugt ein Magnetfeld um die Drähte, das diese voneinander abstößt und somit konvex verformt.

Abbildung 2: Lorentzkraft zwischen zwei parallelen Leitern. Ist die Flussrichtung des Stroms gleich, ziehen sie sich an. Bei gegensätzlicher Flussrichtung stoßen sich die Leiter ab.

Für den theoretischen Spezialfall zweier geraden, parallelen, dünnen und unendlich langen Drähte gilt das Verhältnis:

\begin {equation} F_{1,2} = \frac {\ell \cdot \mu _0\cdot I_1\cdot I_2}{2\cdot \pi \cdot r} \end {equation}

Da in der Praxis diese speziellen Voraussetzungen nicht zutreffen, dient die Formel lediglich als Näherung an reale Fälle, um die Krafteinwirkung der Lorentzkraft abschätzen zu können.

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