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Wiederholung

Um das frequenz- und zeitabhängige Verhalten elektrischer Netzwerke zu beschreiben, werden in diesem Kapitel kurz einige wichtige Grundlagen zusammengefasst.

Zur Bearbeitung vorrausgesetzt werden Kenntnisse über elektrische Grundgrößen, lineare passive Bauteile \(R\), \(L\) und \(C\), Netzwerkberechnungen, sowie die komplexe Wechselstromrechnung.

1 Frequenzabhängigkeit elektrischer Bauelemente

Rein ohmsche Widerstände \(R\) können elektrische keine Energie speichern. Spannungen und Ströme sind proportional zueinander und zu jedem Zeitpunkt in Phase. Das Verhalten ist zeit- und frequenzunabhängig.

Induktivitäten \(L\) und Kapazitäten \(C\) hingegen können Energie speichern und abgeben. Dieser Vorgang ist inert (träge), benötigt also eine gewisse Zeit. Dadurch verhalten sie sich frequenzabhängig. Zwischen Strom und Spannung besteht jeweils eine Phasenverschiebung von \(\pm 90\ ^\circ \).

Abbildung 1 zeigt die Spannungs- und Stromverläufe für \(R\), \(L\) und \(C\) bei Erregung mit einer Wechselspannung \(u_q = U \cdot \sin (\omega t)\) zum Vergleich.

Plot zeigt sinusförmige Zeitverläufe für u und i bei R. Beide sind in
Phase.

Schaltsymbol für R. Weißes
Rechteck mit zwei
Anschlüssen. Einer je
kurzer Seite.

Plot zeigt sinusförmige Zeitverläufe für u und i bei L. Strom eilt 90
Grad voraus.

Schaltsymbol für die
Induktivität L. Schwarz
ausgefülltes Rechteck mit
zwei Anschlüssen. Jeweils
einer an den kurzen Seiten.

Plot zeigt sinusförmige Zeitverläufe für u und i bei C. Strom eilt u
um 90 Grad nach.

(a) Strom- und Spannungsverläufe

Schaltsymbol für die
Kapazität C. Zwei parallele
Linien mit Zwischenraum.
Von beiden Linien führt
senkrecht ein Anschluss
weg.

(b) Schaltsymbole
Abbildung 1: Phasenverschiebung bei \(R\), \(L\) und \(C\)

Aufgrund der Phasenverschiebung bei \(L\) und \(C\) oszilliert deren Leistung (Energieaufnahme und -abgabe), ist über eine Periode gemittelt jedoch immer null. Induktivitäten und Kapazitäten können daher keine Wirkleistung, sondern nur Blindleistung verrichten, weshalb sie auch Blindwiderstände genannt werden.

1.1 Verhalten von Induktivitäten und Kapazitäten

Induktivitäten als ideale Bauteile speichern durch den Effekt der (Selbst-)Induktion Energie im Magnetfeld. Kapazitäten als ideale Bauteile hingegen speichern Energie im elektrischen Feld. Beschrieben werden beide Effekte durch das Induktion- beziehungsweise das Gaußsche Gesetz.

Tabelle 1 listet die wichtigsten Unterschiede im Verhalten von Induktivitäten und Kapazitäten qulitativ als Übersicht auf.

Tabelle 1: Vergleich von Induktivität und Kapazität im Verhalten
Induktivität Kapazität
Gesetz Induktionsgesetz Gaußsches Gesetz
Energiespeich. im Magnetfeld im Elektr. Feld
stetig Strom Spannung
bei Gleichspg. Kurzschluss offen
bei Hochfreq. offen Kurzschluss

Die (Selbst-)Induktivität \(L\) als Eigenschaft kann vereinfacht als „Trägheit “des Stroms betrachtet werden. Ströme in Induktivitäten sind stetig und eilen der Spannung hinterher. Bei hohen Frequenzen sperrt die Induktivität, bei Gleichspannung verhält sie sich wie ein Kurzschluss.

Die Kapazität \(C\) kann dem gegenüber vereinfacht als „Trägheit “der Spannung betrachtet werden. Spannungen in Kapazitäten sind stetig und eilen dem Strom hinterher. Bei Gleichstrom sperrt die Kapazität, bei hohen Frequenzen verhält sie sich wie ein Kurzschluss.

Foto einer Spule, die eine Induktivität
realisiert. Zu sehen sind Kupferwicklungen
um einen Kern herum.

Foto eines Kondensators, der eine Kapazität
realisiert. Zu sehen sind zwei parallele
Metallplatten mit Luft im Zwischenraum.

Abbildung 2: Reale Induktivät (Spule, links) und Kapazitäten (Kondensator, rechts)

Abbildung 2 zeigt reale Bauteile, die Induktivitäten und Kapazitäten realisieren. Gezeigt sind eine Spule (Induktivität) und ein Kondensator (Kapazität).

1.2 Vergleich der linearen Zweipole \(R\), \(L\) und \(C\)

2 zeigt eine Gegenüberstellung der Größen \(R\), \(L\) und \(C\) und fasst deren wichtigsten Eigenschaften zusammen.

Tabelle 2: Vergleich lineare Bauteile \(R\), \(L\), \(C\)
Größe Allgemein El. Widerstand Induktivität Kapazität
     
Schriftzug: Symbol. Schaltsymbol für den allgemeinen Zweipol. Rechteck mit zwei Anschlüssen. Beschriftung Zweipol Eintor. Schaltsymbol für den elektrischen Widerstand R. Weißes Rechteck mit zwei Anschlüssen. Ein Anschluss je kurzer Seite. Schaltsymbol für die Induktivität L. Schwarz ausgefülltes Rechteck mit zwei Anschlüssen. Ein Anschluss je kurzer Seite. Schaltsymbol für die Kapazität C. Zwei parallele Linien mit Zwischenraum. Von beiden Linien führt senkrecht ein Anschluss weg.
     
Einheit \( \left [\textit {Form.z.}\right ] = \mathrm {Einheit} \) \( \left [R\right ] = \Omega \ \text {(Ohm)} \) \( \left [L\right ] = \mathrm {H}\ \text {(Henry)} \) \( \left [C\right ] = \mathrm {F}\ \text {(Farad)} \)
     
Zeitbereich \(\vphantom {\bigg |}\) \( \frac {\mathrm{d} }{\mathrm {d}t} \) bzw. \( \int \mathrm {d}t \) \( u_{\mathrm {R}} = R \cdot i_{\mathrm R} \) \( u_{\mathrm {L}} = L \cdot \frac {\mathrm{d} }{\mathrm {d}t}\, i_{\mathrm {L}} \) \( i_{\mathrm {C}} = C \cdot \frac {\mathrm{d} }{\mathrm {d}t}\, u_{\mathrm {C}} \)
     
Frequenzb. \(\vphantom {\bigg |}\) \( \mathrm {j}\omega \) bzw. \( \frac {1}{\mathrm {j}\omega } \) \( \underline {U_{\mathrm R}} = R \cdot \underline {I_{\mathrm R}} \) \( \underline {U_{\mathrm L}} = \mathrm {j}\omega L \cdot \underline {I_{\mathrm L}} \) \( \underline {I_{\mathrm C}} = \mathrm {j}\omega C \cdot \underline {U_{\mathrm C}} \)
     
Impedanz \(\vphantom {\bigg |}\) \( \underline {Z} = \frac {\underline {U}}{\underline {I}} \) \( \underline {Z}_{\mathrm R} = R \) \( \underline {Z}_{\mathrm L} = \mathrm {j}\omega L \) \( \underline {Z}_{\mathrm C} = -\mathrm {j}\frac {1}{\omega C} \)
     
Wirkanteil \(\vphantom {\bigg |}\) \( R = \Re \{\underline {Z}\} \) \( R = \frac {U}{I} \) \( 0 \) \( 0 \)
     
Blindanteil \(\vphantom {\bigg |}\) \( X = \Im \{\underline {Z}\} \) \( 0 \) \( X_{\mathrm L} = \omega L \) \( X_{\mathrm C} = -\frac {1}{\omega C}\)
     

2 Zweitore (Vierpole)

Die Frequenzabhängigkeit von Eintoren (Zweipole) haben wir in Modul 3 bereits untersucht. Mithilfe der komplexen Wechselstromrechnung konnten wir den frequenzabhängigen Wechselstromwiderstand (Impedanz) \(\underline {Z}\) einzelner Eintore bestimmen. Durch Anwendung der komplexen Strom- und Spannungsteilerregel konnten wir auch die Gesamt-Impedanz linearer zweipoliger Netzwerke bestimmen. Das heißt für solche, welche nur aus linearen Bauteilen wie \(R\), \(L\) und \(C\) bestehen.

Schaltsymbol für einen allgemeinen
Zweipol/Eintor. Strom I geht an einer Klemme
hinein und an der anderen Klemme heraus.
Spannung U von Klemme zu Klemme.

Schaltsymbol für einen allgemeinen
Vierpol/Zweitor. Komplexe Spannung U1 über
den zwei Eingangsklemmen und komplexe
Spannung U2 über den zwei Ausgangsklemmen.

Abbildung 3: Vergleich: Schaltzeichen eines allgemeinen Zwei- und Vierpols

Zweitore (Vierpole) sind eine Erweiterung von Eintoren (Zweipolen). Sie verfügen über eine Eingangs- und eine Ausgangsseite mit jeweiligen Eingangs- und Ausgangsgrößen. Das Zweitormodell eignet sich gut zur Beschreibung von (frequenzabhängigen) Übertragungseigenschaften von elektrischen Netzwerken.

Schaltungsbild mit Eintor Quelle über Zweitor Verbindungselement an Eintor Last angeschlossen.

Abbildung 4: Verbindung einer Last über ein Zweitor mit der Quelle.

Im einfachsten Fall wird wie in 4 gezeigt, eine Quelle (Eintor) über ein Zweitor mit einer Last (Eintor) verbunden. Typische Zweitore sind beispielsweise Verstärker, Filter oder auch Transformatoren.

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